Traditionelle Europäische Medizin

Die Traditionelle Europäische Medizin (TEM) entwickelte sich vor Jahrtausenden und erreichte mit der vom Aberglauben und dem Einfluss von Gottheiten gelösten griechischen Medizin um Hippokrates auf Kos einen erheblichen Fortschritt. Die hippokratische Medizin strahlt noch heute in die moderne Medizin beispielsweise in der medizinischen Ethik und das Berufsverständnis der Ärzte aus. Den 4 Elementen der Natur Feuer, Wasser, Erde und Luft ordnete später insbesondere der in Rom wirkende Arzt Galen die Lehre von zugeordneten Körpersäften (Blut, Schwarze Galle, Gelbe Galle und Schleim), die wiederum den 4 Qualitätspaaren (warm-kalt und feucht-trocken) zugeordnet werden. Diese Viersäfte-Lehre oder Humoralpathologie wurde erst im 19. Jahrhundert abgelöst, spielt aber noch heute in manchen Behandlungen eine Rolle.

Als in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts sich eine gewisse Verwirrung durch die allzu häufige, falsche Verwendung der `Naturheilkunde´ als Begriff für alle möglichen alternativen oder komplementären Heilmethoden abzeichnete, führten Ärzte um Bernhard Uehleke den Begriff `Traditionelle Europäische Medizin´ ein, um ein Gegenwicht gegen die Traditionellen asiatischen Medizinsysteme aufzubauen und um auf eine sinnvolle Einschränkung des Fachgebiets der echten Naturheilkunde mit schlagkräftigem Namen hinzuarbeiten. Allerdings wurde dann von einigen Heilpraktikern der Begriff TEM durch Einbeziehung esoterischer Methoden aufgeweicht.

Die Klostermedizin spielt für die TEM eine wichtige Rolle, da die Klöster im Mittelalter des 8. Bis 12. Jahrhunderts in Europa die Rolle der späteren Universitäten vertraten; es entstanden neue Kräuterbücher auf der Basis überlieferter griechischer Quellen (die man durch Übersetzung arabisch-sprachiger Texte erschloss. Somit basiert die Unani-Medizin auf den gleichen historischen Quellen der Antike wie die TEM und die Klostermedizin. Insbesondere die Bücher der Hildegard von Bingen sind heute bekannt – werden allerdings gnadenlos missbraucht bzw. neu erfunden. Wie kann es ein `Basenfasten nach Hildegard´ geben, wenn die Chemiker Säuren und Basen erst viele Jahrhunderte später fanden und erkannten? Wie kann Hildegard eine Fastenmethode entwickelt haben, wenn in all ihren Texten nur ein einziger Satz bezüglich des (religiösen) Fastens zu finden ist mit der Warnung, es mit dem Fasten nicht zu übertreiben?

Der schwäbische Pfarrer Sebastian Kneipp erweiterte die vor allem auf kalte Wasserreize, Bewegung, Ernährung ausgerichtete Naturheilkunde um die volksmedizinisch überlieferten Heilpflanzen. Angeblich durch Studien von alten Kräuterbüchern aber auch durch kritische Überprüfungen der Heilangaben ordnete er rund 90 Heilpflanzen Claims zu – wobei diese fast alle von der Kommission E bestätigt wurden und viele seiner Pflanzen somit wissenschaftlichen Medizin bestätigt wurden